Southern Scenic Route, Die Catlins und Dunedin
Vom Fjordland aus machen wir uns nun entlang der Southern Scenic Route auf ins Southland, dem südlichsten Teil Neuseelands. Viele Einheimische hatten uns sogar davon abgeraten, den Umweg nach Southland zu nehmen, da es hier vor allem weite flache Felder gebe und die Gegend deutlich weniger spektakulär sei als zum Beispiel Queenstown. Obwohl Southland jetzt nicht unbedingt als Highlight in den Reiseführern vermerkt ist, finden wir hier doch ein paar traumhafte Örtchen.
Southland hat laut Wikipedia eine Bevölkerungsdichte von drei Einwohnern pro Quadratkilometer. Im Westen die Berge des Fjordlands, im Süden Steilküste und Strände und im östlichen Teil die Mittelgebirgsregion namens Catlins, in der Regenwälder und Wasserfälle warten.

Entlang der Southern Scenic Route
Die Gegend ist im Gegensatz zum sehr trockenen Otago (Wanaka und Co) ziemlich grün. Und wir begegnen kaum anderen Autos auf der Straße. An der Südküste angekommen, halten wir zuerst am Gemstone Beach. Hier soll man Edelsteine finden können, unsere Suche verläuft aber wenig erfolgreich. Der Strand erinnert mich mit seinen Klippen sehr an die Atlantikküste. Das Wetter ist zwar sonnig und fast windstill, aber es ist trotzdem deutlich kühler als im Landesinneren (keine Überraschung, aber durchaus schade). Weiter geht es nach Riverton, einem kleinen gemütlichen Ort mit schöner Küste, bevor wir nach Invercargill fahren, der größten Stadt der Region. Wenn ich ehrlich bin, hätten wir uns diesen Abstecher auch sparen können. Auch merken wir, dass wir den Stress der “Großstadt” (Ampeln und zweispurige Straßen) nicht mehr gewohnt sind. Auch Bluff, der südlichste Ort der Südinsel, beeindruckt uns nicht wirklich. Es ist nett hier, aber irgendwie sind wir mittlerweile wohl von spektakulären Orten etwas verwöhnt. Aber immerhin können wir den coolen Wegweiser in alle Himmelsrichtungen fotografieren.
Zeitreisen und arktische Expeditionen
Wir roadtrippen am nächsten Tag weiter nach Osten – immer an der Küste entlang zu den Catlins. Landschaftlich findet man hier schöne Aussichtspunkte auf den Klippen und coole Spaziergänge durch den Regenwald zu donnernden oder plätschernden Wasserfällen.
Erster Highlight ist der Slope Point, der südlichste Punkt Neuseelands und auch ich werde wohl Schwierigkeiten haben jemals südlicher in meinem Leben zu kommen. Schon lustig, dass wir jetzt näher am Südpol sind als am Äquator. Die Antarktis sehen wir trotzdem nicht, auch wenn die Wetterlage echt gut ist.
In der Curio Bay besuchen wir eine versteinerten Wald, oder zumindest dessen Überreste. Angeblich über 180 Millionen Jahre alt. Die Hoffnung hier auf Gelbaugenpinguine zu treffen, wird uns leider nicht erfüllt.
Dschungelabenteuer und Zeltplatzträume
Auf unserer Reisekarte sind ebenfalls die “Niagara-Fälle” eingekreist. Als wir uns dieser Station nähern, sind wir erstmal etwas verwirrt, weil die Region so gar nicht nach Wasserfällen aussieht. Schließlich biegen wir in einen kleinen Feldweg ab, fahren über einen kleinen Fluss und etwa zwanzig Meter stromaufwärts befinden sich die neuseeländischen Niagara-Fälle. Mehrere Stromschnellen, jeweils ein paar Dutzend Zentimeter hoch. Es stellt sich heraus, dass der “Entdecker” sich einen Spaß erlaubt hat, und diese Miniwasserfälle nach den berühmten Wasserfällen in Kanada benannt hat.
Jetzt wollen wir aber auch endlich mal richtige Wasserfälle sehen. Wir parken unser Auto am Startpunkt des etwa vierzig minütigen Spaziergang zu den McLean Falls. Durch – ich kann es nicht anders sagen – traumhaften Regenwald wandern wir zu dem zweiundzwanzig Meter hohem Wasserfall. Einfach nur schön. Das Fotoposing gestaltet sich als sehr rutschige Angelegenheit.
Abends kommen wir dann an einem der schönsten Zeltplätze an, die wir bis jetzt besucht haben (aber irgendwie denke ich mir das auch jeden zweiten Abend): Genannt Purakaunui Campsite. Wir finden einen super coolen Spot etwas erhöht mit Blick auf den Strand und die aufragenden Klippen. Kein Netz, viel Wind, fünfzehn Minuten von der Toilette entfernt und fünfzehn Dollar pro Person, aber sonst sehr schick. Nachdem wir am nächsten Morgen die Szenerie mit einem guten Buch auf dem Schoß noch etwas genossen haben, packen wir wieder alles zusammen und machen unseren ersten Tagesstopp an den Purakaunui Falls. Ähnlich wir bei den McLean Falls spazieren wir erst durch etwas Regenwald bevor wir einen Blick auf den Wasserfall erhaschen. Keine Worte, einfach nur Ästhetik pur. Es macht mich schon traurig, dass ich hier so bald wohl nicht wieder vorbeikomme.
Der Spaziergang zum Leuchtturm am Nugget Point wenig später gefällt uns auch sehr gut. Das Meer hat eine türkisblaue Färbung und es ist einfach schön, die Nase etwas in den Wind zu halten und Seeluft zu schnuppern. Und ich muss auch mal dankbar anmerken, dass wir ein traumhaftes Wetter genießen dürfen.
Dunedin: Steile Straßen, schottische Schlösser und sandige Seelöwen
Am nächsten Tag steuern wir die finale Station dieses Roadtrips an: Dunedin. Laut den Locals ist Dunedin hauptsächlich für seine Studenten und den schottischen Vibe bekannt. Das mit den Studenten können wir leider nicht bestätigen, da wir zwischen den Semestern hier sind. Schottisch? Ja vielleicht, es gibt ein paar Kirchen, die ganz nett aussehen und auch ein Schloss ist in der Nähe, das für neuseeländischen Verhältnisse sehr beeindruckend sein soll. Für einen Europäer klingt Schloss jetzt vielleicht nicht besonders außergewöhnlich, aber viele Neuseeländer schwärmen wirklich in vollen Zügen von den vielen alten Gebäuden und Schlössern Europas. Aufgrund der sehr jungen Geschichte sind solche Bauten hier quasi nicht existent. Die Architektur Europas ist für die Kiwis unglaublich faszinierend.
Aber zurück zum Schloss von Dunedin: Wir sehen dann doch nicht ein, über vierzig Dollar für einen Rundgang zu bezahlen. Nachdem wir die “Steilste Straße der Welt”, die Baldwin Street, besucht haben, und ja, wir sind auch hochgelaufen, fahren wir stattdessen lieber noch zur Sandfly Bay auf der Otago Peninsula, die etwas östlich von Dunedin liegt. Hier fliegt wortwörtlich der Sand. Es ist ziemlich windig, aber trotzdem klettern wir die Sanddünen herunter zum tiefblauen Meer. Als wir voller Begeisterung über die Verlassenheit des Strandes an eben diesem spazieren gehen, kreische ich auf einmal auf. Der Baumstamm wenige Meter von uns entfernt entpuppt sich als waschechter Seelöwe. Ein ziemlich großer. Von leichter Panik angetrieben, machen wir uns dann doch auf den Rückweg in die sicher erscheinenden Dünen. Schließlich sieht man immer wieder Warnungen, dass man bitte nur aus sicherer Entfernung die Tiere beobachten soll.
Wir können das Southland auf jeden Fall weiter empfehlen :).