Fjordland und Te Anau: Spektakuläre Fjordlandschaft und Glühwürmchenkämpfe
Der Fjordland Nationalpark liegt ganz im Südwesten der Südinsel und ist bekannt für seine einfach atemberaubende Gebirgslandschaft und einzigartige Natur. Natürlich müssen wir dahin. Der hier gelegene Milford Sound ist eine der größten Touristenattraktionen Neuseelands (absolut jeder schwärmt davon). Und nicht nur der Fjord an sich ist unglaublich beeindruckend, auch die zweistündige Fahrt von Te Anau aus entlang der Milford Road hat uns wortwörtlich umgehauen. Da war es schon schwer, mit den Augen auf der kurvigen Straße zu bleiben. Und die Wasserfälle und die von Regenwald bedeckten Berge rechts und links der Straße nur aus dem Augenwinkel zu bewundern.
Ursprünglich war unser Plan nach Wanaka nun länger in Queenstown zu verweilen und erstmal wieder zum Working-Teil von Work and Travel überzugehen. Queenstown ist zwar nur eine kleine Stadt, jedoch gibt es hier sehr viele Touristen und Backpacker, Outdoor- und Adventureaktivitäten und Shops und Restaurants. Und die Lage mitten in den Bergen direkt am See ist auch nicht schlecht. Die Hostelsuche war jedoch so kompliziert, dass wir uns entschieden erstmal weiter nach Süden zu fahren und später nochmal wiederzukommen.

Erstes Highlight: Die Milford Road
Jetzt sind wir also auf dem Weg nach Milford Sound. Ein Highlight auf das wir uns schon seit Monaten freuen. Von Queenstown aus fahren wir nach Te Anau, wo die Milford Road beginnt. Die Straße soll eine der schönsten des Landes sein.
Wir machen zahlreiche kleine Zwischenstopps an verschiedensten Aussichtspunkten, Wasserfällen oder Seen. Sehr cool ist auch der kilometerlange Tunnel. Auf der anderen Seite angekommen, fühlen wir uns wie in einer anderen Welt. Lange, dünne Wasserfälle stürzen sich die Felsen neben der Straße herunter. Alles irgendwie ziemlich mystisch.
Expedition in eine andere Welt: Milford Sound
Als wir gegen Mittag in Milford Sound ankommen, regnet es in Strömen. Die Mittagspause verbringen wir also im Auto. Dann hört es doch auf zu regnen und wir machen uns in Regenjacken gehüllt auf den Weg zum Bootsanleger, wo wir eine Tour durch den Fjord gebucht haben. Auch der kleine Spaziergang entlang des Ufers durch einheimischen Wald ist die nassen Füße wert.
Mit dem Boot tuckern wir dann durch den Milford Sound von Wasserfall zu Wasserfall. Einige besitzen Namen wie zum Beispiel die “Four Sisters”. Vier dünne weiße Bänder, die sich nebeneinander den Fels hinunter ergießen. Aufgrund des starken Regens zuvor, sind die Wasserfälle besonders stark.
Ob sich Milford Sound wirklich um das achte Weltwunder handelt, kann ich nur schwer einschätzen. Dafür habe ich wohl zu wenig von der Welt gesehen. Aber für mich ist es einer der schönsten Orte, die ich bis jetzt besucht habe.
Lake Marian und Key Summit
Am nächsten Tag wollen wir den Nationalpark noch etwas weiter erkunden. Diesmal zu Fuß. Das Ziel für heute ist der Key Summit. Auf dem Weg dorthin machen wir noch einen kleinen Abstecher zu den Wasserfällen auf dem Track zum Lake Marian. Die Aussichtplattform ist menschenleer und das glasklare blaue Wasser zusammen mit der intensiven grünen Umgebung ein super Fotomotiv.
Um zum Key Summit zu gelangen, laufen wir erst ein Stück des Routeburn Tracks. Einer der sogenannten Great Walks in Neuseeland. Auch hier geht es vorbei an Wasserfällen durch einheimischen Wald in Serpentinen immer bergauf. Als wir oben ankommen, ist es bewölkt, jedoch verziehen sich die Wolken an einigen Stellen und lassen die umliegenden Gipfel durchschimmern. Die dreistündige Wanderung kommt definitiv sehr weit nach oben auf unsere Favoritenliste.
Ein weiteres Highlight des Besuchs im Fjordland Nationalparks sind auf jeden Fall die Campingplätze. Drei Nächte absolut ohne Netz aber mit einmaliger Lage. Abends hatten wir aus dem Autofenster immer einen hervorragendem Blick auf den Sonnenuntergang und die Sterne. Der einzige Minuspunkt, neben dem fehlenden Internet (obwohl uns das auch wirklich mal gut getan hat), waren die Sandflyattacken. Sobald es etwas dämmerte, mussten wir auf der Hut sein. Den Kofferraum bloß nicht zu lange auflassen.
Die Glühwürmchenhöhlen von Te Anau
Ich wäre sehr gerne noch länger im Fjordland geblieben, aber zum einen müssen wir unsere Vorräte auffüllen und zum anderen gibt noch zu viele unbesuchte Markierungen auf unserem Google Maps, sodass wir nach drei Nächten im Fjordland wieder zurück nach Te Anau fahren.
Hier campen wir zwei weitere Nächte direkt am Lake Te Anau, dem größten See der Südinsel. Auf der anderen Seite des Gewässers erstrecken sich die Bergketten des Fjordland Nationalpark. Wir versuchen einige Zeit, ein paar schicke Bilder zu knipsen, aber es ist unmöglich die Realität abzulichten.
Lake Te Anau ist auch bekannt für sein ausgedehntes Höhlensystem. Und eine dieser Höhlen wurde für Touristen zugänglich gemacht, die unbedingt einmal Glühwürmchen sehen wollten. Dazu gehören wir auch.
Von Te Anau aus bringt uns ein Boot entlang des westlichen Ufers des Lake Te Anau zu einem Höhlensystem namens Aurora aus Grotten, Tunneln und Untergrundwasserfällen. Die Höhlen sind mit 12.000 Jahren noch relativ jung und wurden durch einen Fluss geformt. Somit entsteht ein verzweigtes Höhlennetz aus Kalkstein. Gleich am Eingang der Höhle fordert unser Guide uns auf das Wasser aus einem der vielen, kleinen Wasserfälle zu probieren. Was soll ich sagen? War sehr lecker! Und soll angeblich jung halten.
Die ersten paar hundert Meter unter der Erde legen wir zu Fuß zurück, danach verschwinden wir auf einem kleinen Boot in der Dunkelheit. Um uns schon seit dem Betreten der Höhlen an die Dunkelheit zu gewöhnen, sind unsere Handys tief in unseren Taschen verschwunden. Tatsächlich konnte ich mich dadurch aber noch besser auf das Staunen und Schauen konzentrieren. Als das Boot um eine Ecke schwimmt, ist es fast als würde man in den Sternenhimmel blicken: überall winzige blau, grünlich leuchtende Punkte die sich in der Wasseroberfläche widerspiegeln. Die halbe Stunde in der Grotte vergeht wie im Flug und ich möchte eigentlich nicht wieder ans Tageslicht.
Nachdem wir aber dann doch aus der Höhle herausgekrochen sind, werden wir von unseren Guides noch ins „Glowworm Info Center“ eingeladen. Neben einigen coolen Informationen wurden wir auch in die Kampfkunst der Glühwürmchen mithilfe von Videoaufnahmen eingeweiht. Da landet der Schwächere ganz einfach im Magen des Anderen und man sieht sein trauriges Leuchten langsam im durchsichtigen Körper des Gewinners erlöschen.
Nachfolgend noch ein bisschen Wissen zum klugscheißern:
Die Glühwürmchen in Te Anau sind eine ausschließlich in Neuseeland und Australien lebende Art. Genau genommen sind sie nämlich keine „Würmchen“ sondern Larven der Fungus Gnats, einem moskitoähnlichem Insekt. Ihr Leuchten hat biolumineszenten Ursprung und wird in einem Organ nahe des Schwanzes gebildet. Die Biolumineszenz wird durch eine Reaktion eines Enzyms namens Luciferase und einer Reihe anderer Chemikalien erzeugt, die dieses natürliche, blau-grüne Leuchten verursachen.
Das biolumineszente Leuchten ist nicht nur schön anzusehen, sondern dient auch dazu, Beute anzulocken. Kleinere Insekten und Fliegen werden von dem Licht angezogen und fliegen darauf zu.
Um ihre Nahrung zu fangen, bauen Glühwürmchen ein Netz aus Seidenfäden, die vertikal von ihrem Lebensraum herabhängen und mit einem klebrigen Schleim überzogen sind. Wenn die Insekten von ihrem leuchtenden Biolumineszenzlicht angelockt werden, fliegen sie darauf zu und in das klebrige Seidenlabyrinth, wo sie für die Glühwürmchen zum Fressen hängen bleiben – ähnlich wie Spinnen ihre Beute in Netzen fangen.